„70 Jahre sind eine lange Zeit im Leben eines Menschen. Jahr für Jahr werden es weniger Menschen, die noch Zeugen der Zeit des großen Weltkrieges sind, die Erinnerungen an diese Zeit dürfen aber
auch fast 70 Jahre nach dem Geschehen hier in unserer Region nicht verblassen. Wir denken hier und heute auf der Kampenwand nicht nur an die Opfer der vergangenen Weltkriege sondern auch an unsere
Soldatinnen und Soldaten, die ganz aktuell im Einsatz in den Krisengebieten in aller Welt stehen“, so Bürgermeister Konrad Glück aus Seeon-Seebruck bei der Gedenkfeier für die Gefallenen des
Chiemgaus auf der Kampenwand, „Fast 50 Soldaten der Bundeswehr mussten im Einsatz bereits ihr Leben lassen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir auch selbst wieder betroffen sind; mögen die
Verantwortlichen erlernen, dass der Friede das höchste Gut in unserer Zeit sein muss“. Die Gemeinde Seeon-Seebruck richtete in diesem Jahr die 62.Gedenkveranstaltung zu Füßen des Kampenwandkreuzes
aus.
„Pfarrer mach’s schnell heute wurde ich auf dem Weg von der Bergstation zur Steinling-Alm wiederholt gebeten“, so Pfarrer Hans Huber aus Seeon, der den Gedenkgottesdienst zusammen mit Diakon Georg
Oberloher aus Seebruck zelebrierte, in seiner Predigt, „bei diesem Wetter muss man die Länge der Predigt der Qualität der Witterungseinflüsse anpassen. Ich habe meine Predigt also etwas
gekürzt“.
Die Heimkehrer aus den großen Kriegen des 20.Jahrhunderts sahen bei ihrer glücklichen Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft als erstes die vertrauten heimischen Berge wieder, als äußeres Zeichen des
Zusammenhaltes und des Erinnerns bauten sie 1950 das Gipfelkreuz auf den Ostgipfel der Kampenwand des markantesten Berges im Chiemgau. Das „Chiemgaukreuz“ ist mit zwölf Metern Höhe und 54 Zentnern
Gewicht das größte eiserne Gipfelkreuz in den Bayerischen Alpen. Bronzene Gedenktafeln erinnern an die Gefallenen von 58 Gemeinden rund um den Chiemsee aus den beiden Landkreisen Rosenheim und
Traunstein.
Zum 62.Mal trafen sich die Veteranen- und Traditionsvereine aus dem Chiemgau zur Gedenkmesse für die gefallenen und vermissten Soldaten der Region. Die Gedenkwallfahrt ist bisher noch niemals
ausgefallen und wurde bei jedem Wetter durchgeführt, so auch in diesem Jahr: bei Dauerregen im Tal, sowie stürmischen Regenschauern und kaltem schneidigem Wind am Berg kamen in diesem Jahr nur wenige
Gottesdienstbesucher. Zahllose Schirme gingen auf dem Weg zur Steinling-Alm und während des Gottesdienstes zu Bruch und wurden Opfer des Sturmes an der Kampenwand. Lediglich 45 Fahnenabordnungen aus
dem gesamten Chiemgau fanden sich an der Kriegerkapelle „Maria - Königin des Friedens“ oberhalb der Steinlingalm ein. Sie erfüllten damit ihre seit Jahrzehnten selbst gesetzte Kameradenpflicht
gegenüber den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege.
Nur wenige wirklich wetterfeste Ehrengäste, darunter die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner, Bezirksrat Sebastian Friesinger, weitere Mandatsträger aller
Ebenen, sowie zahlreiche Bürgermeister aus dem ganzen Chiemgau, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Krieger- und Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim Pius
Graf, der erste Gauvorstand der Soldatenkameradschaften im Landkreis Traunstein Michael Bernauer, mehrere Offiziere der Bundeswehr aus Südostbayern, der stellvertretende Vorsitzende des Volksbundes
Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Bezirk Oberbayern Heinrich Rehberg, der Ehrenvorsitzende des Bayerischen Trachtenverbands Otto Dufter und die Vorstände der Ortsvereine von Seeon-Seebruck waren unter
den Gästen.
Gemeinsam legten die beiden Vorsitzenden der Dachverbände der Veteranenvereine aus Rosenheim und Traunstein Pius Graf und Michael Bernauer zu den Klängen des „Liedes vom guten Kameraden“ einen Kranz
zum Gedenken an die Gefallenen des Chiemgaus nieder. Musikalisch wurde der Gedenkgottesdienst von der Jugendblaskapelle Seeon und den Aschauer Alphörnern umrahmt. Die Gebirgsschützenkompanie Aschau
unter Führung von Hauptmann Hubert Stein schoss den exakten Ehrensalut. Text und Foto: H.Rehberg