OVB berichtet am 30. Mai 2011:
Stephanskirchen - Lassen sich unter strahlend weiß-blauem Himmel die Schrecken des Krieges vermitteln? Die Interessengemeinschaft der Veteranen- und Soldatenkameradschaften im Landkreis schaffte den Spagat zwischen würdevollem Gedenken an die Gefallenen, Mahnung für den Frieden und Versöhnung sowie Freude an einem Traumtag, der 85 Vereine zu einem langen Festzug, einem Gottesdienst und einem Nachmittag im Festzelt vereinte.
Einen passenderen Ort für die Erinnerung an die Schrecken der Kriege gibt es wohl kaum im Landkreis: Am Bauhof der Gemeinde Stephanskirchen, wo früher eine Flak-Kaserne und ein KZ-Außenlager standen, fand der Gedenkgottesdienst der Interessengemeinschaft unter Vorsitz von Pius Graf statt. Nach Kriegsende entstand in der Nähe das größte Lager für Vertriebene im Landkreis Rosenheim. Von einem "sinnigen Ort" sprach Stephanskirchens Pfarrer Andreas Ager.
Er wies darauf hin, dass die Gedenkfeier nicht nur einen historischen, sondern auch einen leidvollen, hochaktuellen Bezug besaß: Erneut sind zwei in Afghanistan getötete Soldaten zu beklagen. Ager sah trotz der Tatsache, dass sich auf der Welt derzeit viele Kriegsschauplätze befinden, Zeichen der Versöhnung, die Mut verbreiten. Als Beispiele nannte der Geistliche die örtliche Otfried-Preußler-Schule, in der sogar "Konflikttraining" auf dem Stundenplan steht - seither seien auf dem Schulhof kaum noch Raufereien zu schlichten. Ein weiteres Zeichen sei ein deutsch-russisches Konzert des Männergesangvereins Schloßberg, der auch den Festgottesdienst gemeinsam mit der Musikkapelle Stephanskirchen untermalte. Die Väter der Sänger hätten sich noch auf den Schlachtfeldern gegenüber gestanden, die Kinder würden nun gemeinsam singen - laut Ager Beispiele für eine neue Weisheit, die den Gedanken der Versöhnung verbreite.
Bürgermeister Rainer Auer erinnerte an die Wurzeln kriegerischer Auseinandersetzungen. Immer seien sie darauf zurückzuführen, dass Populisten vorgaukeln würden, es gebe gute und schlechte Völker oder wahre und unwahre Religionen. Wer die Meinung vertrete, zu wissen, dass er dem richtigen Volk angehört oder den einzig wahren Glauben hat, beende den Gedanken der Toleranz und überschreite die Schwelle zum Fundamentalismus, ist Auer überzeugt.
Landrat Josef Neiderhell, Schirmherr des Bezirkstreffens, sieht in den Krieger-, Veteranen- und Soldatenkameradschaften nicht nur Vereine, die die Erinnerung an die beiden Weltkriege wach halten und für die Versöhnung zwischen den Völkern eintreten. Die Mitglieder würden auch Werte wie Zusammenhalt, Kameradschaft und Freundschaft pflegen. Vorbildlich verkörpere diese Charaktereigenschaften, die auch in einer schnelllebigen, individualisierten Zeit gefragt seien, der Ausrichter des diesjährigen Bezirkstreffens, die Kameradschaft Stephanskirchen. Obwohl selber kein Jubilar, hatte der Verein unter Vorsitz von Donatus Schiffer die Kameradschaften aus dem Landkreis zum Gedenkgottesdienst und in das Festzelt der Landjugend, die derzeit ihr 50-jähriges Bestehen feiert, geladen.
Auch die junge Generation ist zur Freude des Bezirksvorsitzenden Graf an einer Aufarbeitung der Kriegsfolgen interessiert. Das zeige das ungebrochen große Interesse der Nachkommen an der Suche nach vermissten Angehörigen. 35800 Anfragen seien allein im vergangenen Jahr an den Volksbund der Kriegsgräberfürsorge gestellt worden, berichtete Graf. 1,3 Millionen ungeklärte Fälle gebe es noch immer. 46 200 Gefallene seien noch 2010 umgebettet worden. "Auch die Enkel und Urenkel wünschen einen Ort zum Trauern", bilanzierte Graf. "Wie wir mit unseren Toten umgehen, prägt auch unser Bild im Ausland", ist er außerdem überzeugt, dass die Pflege von Soldatenfriedhöfen und die Suche nach Vermissten nach wie vor Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung benötigen.
Graf und Neiderhell legten deshalb an einem symbolisch errichteten Kriegergrab einen Kranz nieder. Die Fahnen der 85 Vereine senkten sich zu Ehren der Gefallenen, die 1200 Gäste starke Festgesellschaft verharrte schweigend in Erinnerung an die Opfer der Weltkriege und die getöteten Soldaten in Afghanistan.
Am 9.6.2013 Das OVB berichtet:
Bezirkstreffen der IG Rosenheim in Schwabering
Gemeinsam mit den Feiern zum 140-jährigen Bestehen des Krieger- und Veteranenvereins Schwabering veranstaltete die Interessengemeinschaft der Krieger-, Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim (IG) ihr 51. Bezirkstreffen.
Gedachten der Kriegstoten: Kaplan Tobias Hartmann, Veteranenvorstand Josef Eckl, Landrat Josef Neiderhell und IG-Obmann Pius Graf (von links). Foto niessen
Schwabering/Landkreis - Strahlendes Wetter sorgte am Festtag für beste Stimmung unter den 1500 Besuchern. In vier Zügen zogen die Vereine mit ihren Fahnen zum aufgebauten Feldaltar. "70 Jahre Frieden in Deutschland. Vielleicht haben wir aus der Geschichte doch etwas gelernt", meinte Kaplan Tobias Hartmann in seiner Predigt beim Festgottesdienst. Der Schirmherr, Rosenheims Landrat Josef Neiderhell, erklärte: "Seit 70 Jahren leben wir in Deutschland in Frieden und die Veteranen- und Kriegervereine vermitteln aktive Friedensbotschaft."
Zum Gedenken an die Toten der Kriege legten der Obmann der IG, Pius Graf, Landrat Neiderhell und Veteranenvorstand Josef Eckl einen Kranz nieder. Dann wurde die restaurierte Vereinsfahne von 1955 feierlich geweiht. Schon am ersten Tag hatte die IG beim Gedenken am Kriegerdenkmal in Schwabering, zusammen mit dem Veteranen- und Kriegerverein Schwabering aller Toten und Vermissten kriegerischer Auseinandersetzungen gedacht.
Im Festzelt zeichnete Obmann Graf den Ersten Vorstand Josef Eckl des Veteranen- und Kriegervereins Schwabering, Zweiten Vorstand Josef Schlosser, Zweiten Kassier Helmut Siegl, Fähnrich Josef Berghammer, Reservistenvertreter Alfred Kronast, und Kassenprüfer Hubert Demmel mit dem Verdienstabzeichen der IG aus.
Die Anfänge der Interessengemeinschaft gehen bis ins Jahr 1891 zurück. Zunächst bestand ein Zusammenschluss von Vereinen unter dem Namen "Gauverband". 1951 fanden sich die Vorstände von 15 Veteranenvereinen zusammen und gründeten die Interessengemeinschaft der Krieger- und Soldatenvereine der Stadt- und Landkreise Rosenheim - Bad Aibling. 1963 verzeichnete die Interessengemeinschaft der Krieger-, Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim (IG) 34 Mitgliedsvereine.
Aus der Kriegerwallfahrt nach Tuntenhausen entwickelte sich das Bezirkstreffen, das nach einer großen Feier zum 50-jährigen Bestehen im Vorjahr in Zaisering-Leonhardspfunzen heuer in Schwabering ausgetragen wurde. Die IG hat inzwischen 86 Mitgliedsvereine. Seit 2003 ist Graf der Obmann. Ihn unterstützen Zweiter Vorstand Michael Schweinsteiger, Schriftführer Georg Plankl und Kassier Josef Wimmer. ni
Krieger- und Soldatenkameradschaft Pfaffenhofen am Inn – am 3.8.2014
Auf ein gelungenes Festwochenende blickt die Krieger- und Soldatenkameradschaft Pfaffenhofen anlässlich ihres Festes zum 200-jährigen Bestehen zurück. Höhepunkt war am gestrigen Sonntag der Festzug durch den Ort, an dem sich über 90 Vereine aus dem Landkreis Rosenheim beteiligten.
Insgesamt waren 2000 Menschen beim Festsonntag mit dabei, um gefallener Soldaten zu gedenken.
Schechen - Sowohl beim Bieranstich als auch am Freitag- und Samstagabend war das Zelt gut gefüllt. Der Festsonntag begann mit dem Weckruf der Hochstätter Musi und den Schüssen der Happinger
Böllerschützen. Festleiter Stefan Adam, Vorstand Christian Hefele, Bürgermeister Hans Holzmeier und Herbergsmutter Katharina Staudacher wurden damit aus den Federn geholt.
Trockenen Fußes konnten die Vertreter von über 90 Landkreis-Vereinen vom Festzelt auf dem Parkplatz des Gasthauses "Esterer" durch die Straßen und über die Wiesen zum Friedhof marschieren. Kleine und
große Trachtler hatten sich dafür mit schönen Trachten ganz besonders herausgeputzt.
Pfarrer Herbert Holzner vom Pfarrverband Pfaffenhofen zelebrierte nach der Begrüßung durch den Vorstand und mit Unterstützung von Kassier Hans Haas den feierlichen Gottesdienst, für den extra eine
überdachte Holzbühne auf dem Friedhofsgelände aufgebaut worden war.
Adam bedankte sich bei den Vereinen für deren große Unterstützung und bat neben Herbergsmutter Katharina Staudacher auch Vertreter der drei Patenvereine Schloßberg, Fürstätt und Großkarolinenfeld auf
die Bühne, die an der restaurierte Pfaffenhofener Vereinsfahne Patenbänder anbrachten. Musikalisch und gesanglich wurde die Zeremonie von der Hochstätter Musi und dem Kirchenchor umrahmt.
Schirmherr für das Fest der Pfaffenhofener war Bürgermeister Hans Holzmeier. Für das Bezirkstreffen aller Verteranenvereine hatte Landrat Wolfgang Berthaler die Schirmherrschaft übernommen. Er sagte
Dank für die "200-jährige Vereinstätigkeit". Seine Rede hielt er auch im Namen der anwesesenden Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer. Berthaler erinnerte an Deutschlands Vergangenheit mit
zwei Kriegen, in denen unzählige Soldaten nicht mehr zu ihren Familien heimgekehrten. Auch heute würden deutsche Soldaten bei UN-Einsätzen ihr Leben lassen, was man nicht vergessen dürfe.
Der Landrat ging auf die Aufbruchsstimmung nach dem Krieg in Deutschland ein. Damals seien viele Flüchtlinge aufgenommen worden. "Derzeit gibt es weltweit Kriege. Menschen müssen aus Afrika, Syrien
oder Afghanistan flüchten, weil es in ihrer Heimat kein sinnvolles Leben für sie gibt", sagte Berthaler. Er appellierte, auch im Sinne der Oberbürgermeisterin, an die Gemeinden, bei der Unterbringung
dieser Flüchtlinge mitzuhelfen, die "sehr motiviert sind und sich in die Gesellschaft integrieren wollen".
Nach der feierlichen Kranzniederlegung durch Landrat, Bürgermeister, Vorstand und dem Obmann der Interessengemeinschaft der Krieger- und Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis
Rosenheim, Pius Graf, wurde im vollen Festzelt mit buntem Programm gefeiert. Schriftführer Volker Melichar stieß mit seiner geschichtlichen Zusammenfassung der Vereinsgründung (wir berichteten) auf
großes Interesse.
Noch lebende Veteranen des Zweiten Weltkrieges wurden im Rahmen des Festes zu Ehrenmitgliedern ernannt: Peter Eder, Wilhelm Eder, Fritz Esterer, Thomas Ettenhuber, Arnold Harzer, Simon Mayer, Franz
Obermaier, Johann Ostarek, Josef Ostarek, Rudolf Sojer und Ludwig Hartl.
"Die wochenlange Vorbereitungszeit und die viele Arbeit haben sich gelohnt. Wir wurden unglaublich von der Bevölkerung unterstützt", resümierten Festleiter Adam und Vorstand Hefele. Das Duo war mit
dem reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung und der Resonanz mehr als zufrieden. Am heutigen Montag endet die fünftägige Festwoche mit einem Kesselfleischessen.
Text: Daniela Lindl